So findest Du gute Filme

9.2.2022, 11:31 Uhr
So findest Du gute Filme

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Filme sind Kunst – da sind wir uns hoffentlich einig – und Kunst lässt sich sehr schwer in Bewertungen und Zahlen übersetzen. Filme sind aber auch einfach „nur“ Unterhaltung (auch das will gekonnt sein), was sich wiederum leichter in Zahlen umsetzen lässt, aber auch super subjektiv bleibt. Die Konsequenz ist: Filme kann man nur bewerten, wenn man sie gesehen hat, und dann eigentlich auch nur für sich selbst. Aber allein auf Netflix kommen allerdings im gefühlten Minutentakt neue Filme raus, die kein Mensch alle schauen kann, geschweige denn will. Wie findet man da jetzt den einen Film, der gerade passt?

Die drei bekanntesten Film-Bewertungs-Portale sind IMDB, Rotten Tomatoes und Metacritic. Dennoch sind all drei sehr unterschiedlich und haben ihr Für und Wider.

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IMDb

Die Internet Movie Database, oder eben kurz IMDb, ist eigentlich viel mehr als ein Bewertungsportal. Hier findest Du allerhand Informationen über fast alle Filme der Welt: Egal ob Einspielergebnisse, Drehorte oder Cast & Crew. Eine dieser vielen Informationen ist eben auch die Bewertung. Sie geht von 1 bis 10 und jede:r angemeldete Nutzer:in kann einen Film bewerten, egal ob er:sie ihn gesehen hat, oder nicht.

Rotten Tomatoes

Rotten Tomatoes geht einen anderen Weg. Hier gibt es zwei Bewertungsarten. Die Bewertung der Kritik, einem Pool aus professionellen Kulturjournalist:innen, das „Tomatometer“ und den „Audience Score“, also die Bewertungen von allen anderen Nutzer:innen. Klingt erstmal gut. Aber natürlich gibt es einen Haken: Die Kritiker:innen müssen sich zwischen „fresh“ und „rotten“ entscheiden. Keine Abstufung dazwischen, entweder TOP oder FLOP. Alle Entscheidungen werden dann zusammengerechnet und führen zu der Prozentangabe neben der Tomate, bei über 60% „fresh“ oder neben dem grünen Kleks bei weniger als 60% „fresh“. Die User:innen haben da schon mehr Spielraum: 1-5 Sterne. Und noch ein Pluspunkt: Wenn mit einer Kinokarte nachgewiesen werden kann, dass die bewertende Person wirklich gesehen hat, landet sie in einer extra Kategorie, im „Verified Audience Score“.

Metacritic

Metacritic ist hier am differenziertesten. Auch hier wird in „Metascore“ der Kritik und „Userscore“ der einfachen Nutzer:innen unterteilt, wobei die Kulturjournalist:innen hier bis zu 100 Punkte vergeben können und die Nutzer:innen bis zu 10, diese allerdings mit Dezimalzahlen. Allein weil hier wirklich Graustufen herauskommen können und ein Film nicht nur gut oder schlecht sein kann, ist sie die aussagekräftigste Plattform der dreien.

Aber eigentlich bekommt man das beste Ergebnis erst, wenn man die verschiedenen Bewertungen in Relation miteinander setzt. Hat der Film auf allen Plattformen durchweg gute Bewertungen ist es vermutlich auch ein guter Film. Ob er Dir selbst dann aber letztendlich gefällt?

Aber dafür jetzt zu meinem Liebling: Letterboxd.

Filmwissenschaftler Jan-Hendrik Bakels meint, Empfehlungen von Freund:innen seien sowieso besser als die reinen Zahlen auf Onlineplattformen, die man „mit Vorsicht betrachten“ solle. Genauso geht es mir. Ich sehe meinen Geschmack selten mit den verschiedenen Audience-Scores gedeckt. Aber auch die Kritiker:innen-Bewertungen enttäuschen mich manchmal. Viel besser einschätzen kann ich meine Freund:innen und Kritiker:innen, die ich schon lange verfolge und deren Filmgeschmack ich immer wieder mit meinem Abgleichen konnte. Und dafür eignet sich Letterboxd einfach ausgezeichnet. Die App ist zuallererst ein Filmtagebuch, in dem man Filme bewerten und Kritiken zu ihnen verfassen kann. Gleichzeitig ist sie aber auch ein soziales Netzwerk, in dem man seinen Freund:innen oder Kritiker:innen folgen kann und auf der Seite des Filmes dann deren Bewertung und verfasste Kritik sieht. Auf einen Blick also Den Film, die durchschnittliche Bewertung und wie die Menschen ihn faden, denen Du folgt. Außerdem bietet Letterboxd auch viele weitere Informationen zu beispielsweise Cast und Crew aber auch viele Listen, wie die „100 Filme, die man gesehen haben muss!“.

So findest Du gute Filme

© Screenshot/Letterboxd

Wenn Du jetzt übers Hören-Sagen, eine der obigen Onlineplattformen oder Letterboxd einen guten Film gefunden hast, bleibt danach nur noch eine Sache zu tun: Rede über den Film und setze Dich mit ihm auch im Nachhinein auseinander. Manche Filme enttäuschen mich zuerst, aber dann rede ich mit Freund:innen über das gerade Gesehene und es fällt mir wie Schuppen von den Augen, wie genial er eigentlich ist. Und auch Analysen und Kritiken in Zeitungen, Magazinen, Podcasts oder auf YouTube eignen sich hervorragend dazu, mehr gute Filme zu finden oder im Nachhinein erst zu verstehen, warum ein Film eigentlich gut ist. Meine Lieblingskritiken und Analysen finde ich auf drei YouTube-Kanälen: Die Filmanalyse, auf diesem Kanal geht Wolfgang M. Schmitt sehr philosophisch und gesellschaftskritisch mit Blockbustern und Klassikern ins Gericht. Nummer zwei ist Cinema Strikes Back, ein funk-Kanal, also aus dem Content-Netzwerk von ARD und ZDF, auf dem sich drei äußerst sympathische Filmnerds mit Filmen, Serien und Comics beschäftigen, aber auch viel Hintergrundwissen zu den verschiedensten Film- und Serienuniversen bieten. Außerdem: Falls Du Dich fragt, welche Filme und Serien im Kino oder auf Streamingplattformen angelaufen sind, CSB hält auch hier die Stellung. Auf dem Instagramkanal von Cinema Strikes Back findest du jede Woche eine Top 5 der Neuerscheinungen.

Und schlussendlich: Nerdkultur. Hier beschäftigt sich Marco Risch in Video-essayistischer Form auch mit allem, was ihm vor die Linse läuft.

Zusammenfassend ist das Wichtigste eigentlich, dass Du Deinen eigenen Filmgeschmack herausfindest und Dich mit Menschen umgibst (egal ob Freund:innen oder Kritiker:innen), die Du gut einschätzen kannst und deren Meinung Du schätzen lernen kannst. Dann bist Du für den nächsten Samstagabend auf jeden Fall gewappnet und findest gute Filme genauso gut, wie ich.

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