Hand aufs Herz: "LGBTQ*-freundlich" in Restaurants und Cafés

Vanessa Neuß

Volontärin

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10.5.2022, 12:45 Uhr
"LGBTQ-friendly" - das Google-Highlight gibt Auskunft darüber, ob sich queere Menschen in einem Restaurant oder Café sicher fühlen können.

© Bea Vera via www.imago-images.de "LGBTQ-friendly" - das Google-Highlight gibt Auskunft darüber, ob sich queere Menschen in einem Restaurant oder Café sicher fühlen können.

Seit zwölf Jahren weiß ich, dass ich auf Frauen stehe. In meinem Leben hat das tatsächlich nicht viel verändert, weil ich mich dennoch zugehörig fühle und glücklicherweise selten mit Diskriminierung zu tun hatte. Vor einigen Tagen hat mich eine heterosexuelle Kollegin gefragt, warum eigentlich bei einigen Gastro-Angeboten ein Highlight mit "LGBTQ+-freundlich" aufploppt. Ja, gute Frage, warum eigentlich?

Als sie mich darauf aufmerksam gemacht hat, habe ich erst so richtig realisiert, dass mir das auch schon öfter aufgefallen ist, ich mir aber nicht weiter Gedanken darüber gemacht habe. Jetzt mache ich sie mir. Muss ich mich als queere Person erst informieren, ob ich meinen Cappuccino in einer "sicheren" Umgebung trinken kann? Muss ich aufpassen, dass mir kein homophober Mensch meinen Burger aus der Hand schlägt? Bis jetzt hatte ich nicht das Gefühl.

Ich habe also die Suchmaschine Google, die den Hinweis bereitstellt, bemüht und bin dem Ursprung auf die Spur gegangen. Da musste ich doch recht schnell feststellen, dass das Highlight "LGBTQ+-friendly" in manchen Ländern und Städten seine Berechtigung hat. In vielen US-Staaten ist Homophobie an der Tagesordnung. In insgesamt sechs Ländern werden homosexuelle Handlungen noch heute, im Jahr 2022, mit der Todesstrafe belangt. Ich muss ziemlich schwer schlucken, wenn ich das lese.

Was muss das für Menschen bedeuten, die sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen? Für Transpersonen oder intersexuelle Menschen? Sie müssen ein Leben in ständiger Angst führen, zumindest in der Öffentlichkeit. Sich immer und überall verstecken. Gerade für queere Personen in solchen Ländern ist der Hinweis "LGBTQ+-friendly" mehr als berechtigt. Vielleicht sogar überlebenswichtig.

Ich bin auf eine Diskssion auf Reddit gestoßen, in der eine Userin fragt: "Shouldn't we just assume that every business is LGBTQ friendly?". Und mein erster Gedanke war: Ja, wir sollten davon ausgehen, dass queere Menschen - genauso wie Menschen jeder Herkunft, Religion, egal ob mit Behinderung oder ohne - überall willkommen sind. Ohne es betonen zu müssen.

In Deutschland braucht es meines Erachtens kein Google-Highlight, dass mir signalisiert, dass ich mit meiner Freundin etwas essen gehen darf - ohne mich unwohl zu fühlen. Doch eine Daseinsberechtigung hat der Hinweis, vor allem, wenn ich die Antworten des Reddit-Gesprächs durchlese. Ich übersetze: "Es ist gefährlich, jemals davon auszugehen, dass ein Ort für unsere Community sicher ist, wenn dies nicht ausdrücklich gesagt wird. Das bringt Menschen in einigen Teilen der Welt ums Leben."


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