Auch Eigenverantwortung gefragt

Freigabe nur nach sorgfältiger Prüfung: Dann wird es auf zugefrorenen Seen gefährlich

Melanie Scheuering

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19.12.2022, 13:23 Uhr
Verlockend: Der zugefrorene Dutzendteich lädt zum Eis- und Schlittschuhlaufen ein.

© Roland Fengler, NN Verlockend: Der zugefrorene Dutzendteich lädt zum Eis- und Schlittschuhlaufen ein.

Denn wer eine Eisfläche betritt, sollte sicher sein, dass sie auch wirklich trägt. „Zehn Zentimeter dick muss die Eisschicht mindestens sein, damit wir ein Gewässer öffnen“, sagt Michael Kolb, stellvertretender Leiter beim Sportservice der Stadt Nürnberg.

Der Sportservice gibt städtische Eisflächen wie den Dutzendteich, den Valznerweiher oder den Langwassersee offiziell auf seiner Website frei - wenn sie die Sicherheitsstandards erfüllen.

Vorsicht, auch wenn das Eis harmlos aussieht: der See am Nürnberger Marienbergpark.

Vorsicht, auch wenn das Eis harmlos aussieht: der See am Nürnberger Marienbergpark. © Michael Matejka, NN

Überprüft wird das von Mitarbeitern, die dem Referat für Schule und Sport zugeordnet sind. War es längere Zeit frostig, bohren sie Löcher ins Eis und messen die Dicke an verschiedenen Stellen. Über eine Erhöhung der Mindestdicke (siehe Extra-Artikel) hat man bei der Stadt laut Kolb noch nicht nachgedacht.

„Schon wenn es mal drei Tage ein bisschen kalt ist, denken einige, jetzt kann man aufs Eis“, schildert Kolb seine Erfahrungen. „Es dauert aber Wochen, bis das Eis so durchgefroren ist, dass man es betreten kann.“

Vor allem die Beschaffenheit des Eises ist dabei entscheidend. Man unterscheidet zwischen dem weniger tragfähigen, groben weißen Eis und dem sehr stabilen, spiegelglatten schwarzen Eis, das gut zehnmal so viel Last tragen kann.

Weder die Stadt Nürnberg noch die städtische Feuerwehr noch die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) haben eine aussagekräftige Statistik, wie viele Menschen jedes Jahr verunglücken, da der Begriff „Eisunfall“ nicht definiert ist.

„In unseren milden Wintern gibt es immer weniger zugefrorene Gewässer, daher werden diese Unfälle auf jeden Fall seltener“, erklärt der Pressesprecher der DLRG Bayern, Michael Förster. „Oft befinden sich die Leute auf einem seichten Weiher in Ufernähe und werden dann nur bis zu den Knien nass. Solche Fälle werden gar nicht bekannt.“

Ein Warnsignal sind sie aber allemal. „Eine Eisschicht auf dem See ist natürlich attraktiv für Kinder und Familien, aber viele gehen einfach drauf ohne nachzudenken“, sagt Förster. „So lange niemand einbricht, haben die Leute Scheuklappen auf.“

Nicht alle Gewässer werden offiziell von den Behörden freigegeben. Hier setzt Förster auf die Eigenverantwortung der Bürger. „Zehn bis 14 Tage kräftiger Nachtfrost sollten es schon gewesen sein, bevor man von einer ausreichenden Eisschicht ausgehen kann“, sagt der Fachmann.

Im fränkischen Seenland gehen dennoch einige leichtsinnig aufs Eis. Dabei werden der Altmühlsee, der Große und der Kleine Brombachsee, der Igelsbachsee und der Rothsee gar nicht offiziell freigegeben, da sie wechselnde Wasserstände aufweisen können. „Wir appellieren an die Menschen, die Seen nicht zu betreten“, sagt Matthias Riedl vom zuständigen Wasserwirtschaftsamt Ansbach.

Michael Kolb vom Nürnberger Sportservice muss nachforschen, wann zuletzt ein Gewässer „geöffnet“ wurde: Vor zwei Jahren im Februar sei das gewesen, mit dem Hinweis: „Eislaufen zum Teil möglich“.

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Ideal zum Schlittschuhlaufen - aber nur bei zehn bis 15 Zentimetern Eisdicke: der Kleine Dutzendteich im Winter.

Ideal zum Schlittschuhlaufen - aber nur bei zehn bis 15 Zentimetern Eisdicke: der Kleine Dutzendteich im Winter. © Klaus Lehnberger

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Die Stadt Nürnberg warnt ausdrücklich vor der Nutzung des Wöhrder Sees zum Eislaufen aufgrund nicht kalkulierbarer Strömungsverhältnisse.

Die Stadt Nürnberg warnt ausdrücklich vor der Nutzung des Wöhrder Sees zum Eislaufen aufgrund nicht kalkulierbarer Strömungsverhältnisse. © Daniel Karmann

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