Deep Talk Dienstag: Toxic Positivity
8.6.2021, 10:53 UhrIn unserer Kolumne am Deep Talk Dienstag stellen wir uns den großen Fragen. Heute zeigt Lea, was Toxic Positivity bedeutet und was es für Gefahren mit sich bringen kann.
It's okay not to be okay - and to show it:
Das Statement dieses Deep Talk Dienstages portraitiert eins der wohl unterschätztesten Themen in unserer Lebenswelt - online wie offline und zwar: Toxic Positivity. Toxic Positivity verkörpert das Phänomen des "Schönredens", den Trend "good vibes only".
Positiv bleiben - vor allem in diesen ungewissen und verwirrenden Zeiten der Pandemie - kann helfen, den diffusen Alltag zu bestreiten.
Doch wie viel "happy" ist zu viel und wann ist happy noch natürlich und selbstbestimmt?
Die herkömmliche Definition stellt Menschen dar, die schier unablässig positive Emotionen heraufbeschwören, negative ablehnen und Andere mit ihrer guten Laune anstecken wollen. Toxisch, da es sich um die negative Beeinflussung und Manipulation von Gefühlen des Gegenübers handelt, wenn sie diesem aufgezwungen werden.
Doch Emotionen und ihre Systeme sind keine plan- oder kalkulierbaren Ereignisse, da sie abhängig von der Lebenswelt des Individuums in unterschiedlich großer Intensität und Ausprägung verankert sind.
Seinen Optimismus übertragen? Die emotionale Ansteckung oder auch Synchronisation genannt macht's möglich, jedoch gibt es durch die Eigenart jeder individuellen Gefühlswelt Grenzen. Grenzen, wie den gut gemeinten Rat, die Sorgen einfach wegzulächeln oder nicht immer alles so ernst zu nehmen, an uns abprallen lassen. Aus wohlwollender Anregung wird ein Befehl, aus diesem wiederum kann eine Spirale aus (Gefühls-) Unsicherheit entstehen, sich anders fühlen zu müssen - dankbarer, happier.
Deep Talk Dienstag: Wahnsinnige Ideale im Netz
Jenseits der realen face-to-face-Begegnung mit Strahlegesichtern im Freundeskreis und Co. wird uns in der virtuellen Blase der sozialen Medien und Netzwerke, in Form von Reels und Posts, "happiness to go" angeboten. Doch oftmals bewirken diese Beiträge das genaue Gegenteil.
Ist mein Leben so langweilig? Bekomme ich nichts auf die Reihe? Wie kann er oder sie so viel Energie haben?
Mediennutzerinnen und Mediennutzer, im Besonderen jene, die auf Socials wie Instagram und Facebook unterwegs sind, präsentieren uns lediglich Ausschnitte einer Situation. Ausschnitte deshalb, da vor, nach und während des Entstehungsprozesses des Bildes jegliche äußeren wie inneren Einflüsse außerhalb des visuellen Moments ausgeblendet werden. Wir sehen nur das, was wir sehen sollen - alles andere ist „behind the scenes“.
Noch mehr Deep Talk am Dienstag: Alltagsrassismus
Gerade während Corona boomt das selbsternannte Motivations-Gurutum. Menschen werfen mit ihren Erfolgsgeschichten und Glücksmomenten um sich, dokumentieren Corona - konforme Kurz-get-aways, ihre frisch renovierte Wohnung, das neue Haustier, ihren gestählten Beachbody. Alles glänzt, alles ist schön.
Teilweise haben diese Art von Posts nichts mehr mit Motivation oder Inspiration für die Zeit daheim zu tun, sondern verursachen Gefühlschaos, wühlen Scham, Angst und das Gefühl, nicht genug zu sein, auf.
Emotionen treten aber nie abgeschlossen und independent auf, sie sind fluide, adaptiv, wandelbar. Ergänzen sich gegenseitig.
Guide: Kann man Glück trainieren?
Positivität und Negativität gehen Hand in Hand. Mal überwiegt das eine, mal das andere, existieren tun sie beide und sollten deswegen gleichwertig akzeptiert und auch zelebriert werden.
Warum? Without rain nothing grows, learn to embrace the storms in your life!
Die Wahrheit über den Optimismus? Richtig dosiert und ausgewogen, richtig verpackt und gekennzeichnet, kann er einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern, anstatt die Mundwinkel und die Laune nach unten zu ziehen.
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