Das böse C-Wort - Smalltalk ohne Corona in drei einfachen Schritten
13.1.2022, 15:27 UhrSmalltalk ist eine Kunst! Wer sie beherrscht, dem lege ich meine Krone danieder. Klingt dramatisch, fühlt sich auch so an. Jedes Mal wieder das Gleiche: Während den anderen scheinbar mühelos die Wörter von den Lippen purzeln, stehe ich dann da, mit rotem Kopf und einem unsicheren Grinsen im Gesicht und habe im besten Fall irgendein Getränk in der Hand (da kann man sich sehr gut dran festhalten!). Tja, und dann kam irgendwann Corona - und mit ihm wie durch Zauberhand die Rettung für mein Smalltalk-Problem: Plötzlich gab es da ein Thema, zu dem jeder was zu sagen hatte (oder das zumindest dachte). Der sichere Gesprächshafen für jedes verlegene Beisammensein mit anderen Menschen!
Inzwischen sind allerdings zwei Jahre vergangen und so langsam kann ich das böse C-Wort auch nicht mehr hören. Die Zeiten von "Wir halten alle zusammen und gemeinsam schaffen wir das, und irgendwie ist es ja auch ein bisschen spannend, was wir da grade erleben, hui." sind inzwischen ja auch vorbei und Corona kann zu einem wirklich sehr, sehr anstrengenden, nervenzehrenden und deprimierenden Stimmungskiller werden. Außerdem mal ehrlich: Wie interessant ist es denn tatsächlich, welches Vakzin genau wir so in den Oberarm gepiekst bekommen haben?
Wir haben uns Gedanken über Smalltalk ohne Corona gemacht und für Dich einen Leitfaden zusammengestellt: How to Smalltalk ohne Corona in three easy Steps. Let's go!
Vorwarnung
Laut Duden ist Smalltalk eine "leichte, beiläufige Konversation". Das, was man halt so redet, um sich nicht gegenseitig anzuschweigen, aber ohne dabei wirklich was zu sagen. Unsere Tipps eignen sich nur für Gespräche, in denen Du Dein Gegenüber wirklich ein bisschen besser kennenlernen willst. Also eher ein deeper Smalltalk. Oder vielleicht auch der Anfang eines smallen Deeptalks? Weil, ganz ehrlich: Bei Leuten, die wir gar nicht kennenlernen wollen, können wir auch gleich bei Corona bleiben.
Schritt 1: Der Einstieg
Das Gemeine am Smalltalk ist ja, dass seine schwierigste Hürde schon gleich am Anfang steht: Der Einstieg. Strategisch klug ist sicherlich, zunächst einmal über die offensichtlichen Gemeinsamkeiten ins Gespräch zu kommen: Woher kennt ihr den Gastgeber / die Gastgeberin? Ihr studiert dasselbe - welche Kurse belegt ihr so? Oder seit wann seid ihr in dem Verein, von dem ihr gerade auf der Vorstandswahl seid?
Mit diesen Fragen bewegst Du Dich erst einmal auf sicherem Terrain, weil es offensichtlich etwas ist, worüber Ihr beide was zu erzählen habt. Das Blöde ist nur: Irgendwann erschöpfen sich auch diese Fragen. Und dann kommt ruckzuck wieder das große Schweigen um die Ecke gebogen. Wie wäre es, sie mit diesen Fragen zu verscheuchen:
- Welche Vornamen findest Du schön? Welche gehen gar nicht? (Gute Frage, wenn ihr euch grade vorgestellt habt. Wichtig dabei nur: Lass den Namen deines Gegenübers nicht zum einen Ohr rein- und instant zum anderen wieder rausflattern. Sonst könnten diese Fragen und Deine Antworten eventuell peinlich werden.)
- Welche Musik hörst Du so? Wann hörst Du Musik? Machst Du selbst Musik? (Musik ist in der Regel ein Thema, über das viele Menschen gerne sprechen. Und über das man andere wirklich gut kennenlernen kann!)
- (Wenn das Gespräch nun doch auf das C-Thema fällt, und Du es galant davon weglenken möchtest): Angenommen, Du könntest mit den Fingern schnipsen und Corona wäre plötzlich weg - Was wäre das erste, das Du tun würdest?
- Was arbeitest Du? (Ich weiß, ich weiß, diese Fragen gilt als typisch deutsch, weil es in anderen Landesmentalitäten eher weniger von Bedeutung ist, womit mein Gegenüber seine Miete bezahlt. Aber hey, wenn wir davon ausgehen, dass unser:e Gespächspartner:in Vollzeit arbeitet, dann verbringt er oder sie immerhin 40 Stunden die Woche mit der Ausübung dieses Berufs. Das ist nicht wenig und ja schon ein bisschen spannend, was er oder sie dann da den lieben langen Tag so tut, oder?)
Schritt 2: Der Verlauf
Ihr habt euch jetzt schon ein bisschen aufgewärmt und kommt so langsam in den Redeflow. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um auch mal ein bisschen tiefer in das Gespräch einzusteigen. An das Arbeitsthema lässt sich da auch gut anknüpfen, zum Beispiel:
- Wolltest Du das auch schon als Kind machen? Was wolltest Du als Kind mal werden, wenn Du groß bist?
- Was machst Du, wenn Du gerade nicht arbeitest? (Darüber kann man sich ja wirklich gut und lange unterhalten. Und vielleicht findet ihr dann sogar weitere, nicht ganz so offensichtliche Gemeinsamkeiten!)
- Welchen Film hast Du zuletzt im Kino gesehen? Gehst Du gern ins Kino? Warum / Warum nicht?
- Schaust Du linear fern?
- Wo hast Du Deinen letzten Urlaub verbracht? Wohin möchtest Du unbedingt mal reisen und warum?
Variante zu Schritt 2: Wenn es richtig gut läuft oder auch "Der alkoholgeschwängerte Verlauf":
Ihr seid jetzt richtig in Schwung (mit oder ohne hochprozentigen Hilfsmitteln) und könnt euch nun auch über wirklich tiefere (und vielleicht auch wichtige?) Sachen unterhalten, etwa:
- Magst Du Tiere? Warum / Warum nicht? Was ist Dein Spirit Animal? Warum? Gibt es ein Tier, vor dem Du Angst hast?
- Was ist Deine guilty pleasure?
- Was war heute Dein schönster Moment des Tages?
- Was macht Dich so richtig glücklich?
- Wann hast Du zuletzt wirklich herzhaft gelacht?
Schritt 3: Der Abschied
Puh, im besten Fall seid Ihr jetzt aber doch wirklich gut ins Gespräch gekommen! Ihr habt jetzt quasi das Sprungbrett geschaffen, von dem aus ihr beim nächsten Mal ganz in die Tiefe hüpfen könnt. Ganz im Sinne von Max Frisch und seinem Fragebogen oder so (Sind Sie ein guter Freund? Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben? Haben Sie Angst vor dem Tod? Seit welchem Alter?).
Bis dahin könnt Ihr euch aber erst einmal voneinander verabschieden. Und vielleicht hast Du Lust, deinem Gegenüber noch ein Kompliment zu machen (wenn Du es auch ernst meinst). Weil irgendwie macht man das doch viel zu selten, und ein bisschen wärmende Worte können wir gerade wohl alle ganz gut gebrauchen.
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