Wein mit Punkrock-Attitüde

Stefan Gnad

"Leben"

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28.9.2021, 09:36 Uhr
Schlägt eine Brücke von Frankenwein zu Punkrock: Winzerin Christina Molitor aus Nordheim am Main.

© Wine for Punx Schlägt eine Brücke von Frankenwein zu Punkrock: Winzerin Christina Molitor aus Nordheim am Main.


„Wine For Punx“ heißt das Projekt, mit dem sie vermeintlich elitäre Strukturen aufbricht und – neben der Versorgung der treuen, oft langjährigen Stammkundschaft – eine junge neue Zielgruppe für das Traditionsprodukt begeistert: Frankenwein für Punkrocker! Und Punk verbindet man gemeinhin ja nun wirklich so gar nicht mit dem edlen Getränk . . .

Harte Musik, kräftige Reben

Aber: Es läuft! Nach einem Müller-Thurgau im letzten Jahr ist die „Wine For Punx“-Edition 2021 ein stabiler Silvaner, gewachsen in der Weinlage Nordheimer Kreuzberg und limitiert auf 400 Flaschen. International tourende Punkbands wie Lagwagon, No Fun At All und die New-York-Hardcore-Legende Agnostic Front, Songwriter Chuck Ragan (Hot Water Music), aber auch deutsche Indie-Musiker wie Kettcar, Matze Rossi und die Nürnberger Senkrechtstarter Akne Kid Joe waren bereits zu Gast auf einen Schoppen und begeistert von der Kombination aus harter Musik und vollmundiger Rebe.


„Der Ansatz war, dass viele Bands bei uns in der Region gespielt, aber nie etwas von der Gegend mitgekriegt haben“, so der Volkacher Konzertveranstalter Hubertus Dötsch, der die „Wine For Punx“-Edition zusammen mit Christina Molitor gestartet hat. „Also haben wir irgendwann damit begonnen, Musiker, die früher angereist sind und Zeit bis zum Konzert überbrücken mussten, einzupacken und mit ihnen eine Tour durch die Weinberge zu machen. Bislang war noch jeder begeistert.“

Wein mit Punkrock-Attitüde

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Weg vom Schickimicki

Geführte Weintouren über den Hang und durch das eigene Gut bietet Christina Molitor längst auch für Nicht-Musiker an – und zeigt vor Ort mit Begeisterung, wie Wein gemacht wird. Schluss mit Schickimicki lautet das Motto: Christina Molitor und Hubertus Dötsch wollen aufräumen mit dem Vorurteil, dass man nur aufs Weingut darf, wenn man schick angezogen ist oder aus gehobenen Kreisen kommt. Ihr Ansatz: Wein abseits von exklusiven Vinotheken – als ein Luxusprodukt für jeden. Da braucht man sich als Neueinsteiger auch nicht von nervigem Expertensprech („Ganz klar Südhang!“) beeindrucken zu lassen – es soll Spaß machen und schmecken, fertig.


„Wein ist ein tolles Naturprodukt, das zu schade ist, um nur von einer versnobten Schickeria getrunken zu werden“, sagt die Winzerin, die selbst der regen fränkischen Untergrund-Musikszene entstammt, ihre Jugend vor kleinen Club- und großen Festivalbühnen verbracht hat und als Fan Punkbands wie AFI und Hot Water Music hinterhergereist ist. Heute geht die Winzerin selbst auf Tour: Von München bis Hamburg war die Molitor-Wein-Roadshow schon unterwegs, um in ausgewählte Clubs und Wirtschaften oder bei Fachmessen wie dem „Weinfest gegen Rassismus“ auf St. Pauli die eigenen Reben zu verkosten.

Wein für Clubs und mit politischer Botschaft

Die Rückmeldungen auf das ungewöhnliche Projekt sind durch die Bank positiv. Der Stattbahnhof Schweinfurt ist der erste Club, der inzwischen ganz exklusiv nur noch Molitor-Wein ausschenkt. Unter dem Titel „Songwriter Schoppen“ veranstalten Christina Molitor und Hubertus Dötsch auch eigene kleine Konzerte auf dem Weingut Thomas Molitor. Ob unterwegs oder daheim, ihre Handarbeit verknüpft Christina stets mit einer klaren politischen Botschaft: „White Wine Against White Power!“ – auch beim neu erschienenen Perlwein „Zecko“ (nach Secco bzw. dem Schimpfwort Zecke für Menschen mit linken Idealen).

Die junge Winzerin Christina Molitor in ihrem Weinberg im Herzen der berühmten Mainschleife. Sie verbreitet mit ihren Produkten auch politische Botschaften. 

Die junge Winzerin Christina Molitor in ihrem Weinberg im Herzen der berühmten Mainschleife. Sie verbreitet mit ihren Produkten auch politische Botschaften.  © Stefan Gnad


Nun geht der Brückenschlag „Wein trifft Musik“ in die nächste Runde: Mit dem Nürnberger Damen-Duo Fischer & Rabe („the unsung heroines of Kleinstadt-Pop“) hat die erste Band ihren eigenen Molitor-Signature-Wein bekommen – einmal weiß und einmal rot, der eine zum Fisch, der andere für die Nacht. Auch für die F & R-Kollektion gilt: Frankenwein und Musik gehen allerbestens zusammen.

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