Aus für das Hannemann Nürnberg
1.10.2021, 10:09 UhrWie der Kneipier auf Facebook postet, erhielt er unliebsame Post von seinem Vermieter. Bis zum 31. März 2022 soll er seine markante Wohnzimmerkneipe in der Johannesgasse 22 nahe der Königstraße verlassen.
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Der Vermieter hält dagegen: Laut seiner Auskunft fanden seit Sommer 2020 Gespräche zwischen Pächter und Verpächter "über die Beendigung des Pachtverhältnis statt". Die Kündigung sei deshalb keineswegs "unerwartet" erfolgt, sondern "vertragsgerecht mit einer Kündigungsfrist von sechs Monaten".
Aus rein rechtlicher Sicht sei das durchaus zulässig, räumt Hannemann in seinem Post ein. Sein Gesicht kennt man auch aus dem Café Katz am Hans-Sachs-Platz. Dort arbeitete er als Barmann, bevor er vor fünf Jahren erfolgreich seinen eigenen Laden eröffnete.
"Aus moralischer Sicht stellt sich das allerdings anders dar", schreibt der kultige Wirt weiter. "Mein Verpächter nimmt jetzt über die staatlichen Hilfen die Pacht in Coronazeiten mit. Und jetzt, seitdem ich seit Mitte Juli wieder geöffnet habe und man absehen kann, dass ab März nächsten Jahres wieder alles einigermaßen normal läuft, da kündigt er mich". Vorher hätte er das natürlich nicht getan, weil er niemals einen neuen Pächter gefunden hätte.
Für den Vermieter entbehren diese Vorwürfe jeglicher Grundlage. Er habe keine staatlichen Corona-Hilfsgelder beantragt und dem Kneipenbetreiber sogar "im ersten Coronafrühjahr die Hälfte der Mietzahlung" erlassen. Des Weiteren habe er im zweiten Coronajahr "mehrere Monate eine Ratenzahlung der Miete" ermöglicht.
Laut Hannemann gab es auch bei den Vorpächtern schon Ärger mit dem Vermieter. Weil das Verhältnis mit dem Verpächter so schwierig war, zogen die Betreiber des "Kater Murr" letztlich in die Johannesgasse 14 um, wo sich die Kneipe bis heute befindet.
Auch dieser Einschätzung widerspricht der Verpächter. Er sagt, dass nach dem unerwarteten Tod eines der beiden Inhaber, habe der jetzige Pächter, der dort bislang als Bedienung gearbeitet hat, angeboten, die Gastronomie mit einem Untermietvertrag zu übernehmen. Mit der GmbH, die ursprünglich als Pächter auftrat, würde er bis heute einen "freundschaftlichen Umgang" pflegen, so der Vermieter.
Wenngleich Hannemann der Rauswurf erst einmal den Boden unter den Füßen wegziehe, wie er schreibt, wolle er und werde er nicht aufgeben. Deshalb möchte er "das Hannemann unbedingt an anderer Stelle, mit einem netten Verpächter zu gegebener Zeit" wieder eröffnen.
Die verbleibenden sechs Monate in der Johannesgasse, Altstadt Lorenz, will er "das Beste daraus machen". Der sympathische Wirt bedankt sich in seinem Facebook-Post für "5 wundervolle, lustige und unvergessliche Jahre" mit seinen Gästen: "Und bitte bleibt gesund."
Dieser Beitrag wurde am 4. Oktober um die Aussagen und Reaktionen des Verpächters ergänzt.
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