Sipri-Rüstungsbericht

Immer mehr Geld fließt in Waffen: Aktuell ist das leider der Preis der Freiheit

Alexander Jungkunz

E-Mail zur Autorenseite

22.4.2024, 16:01 Uhr
Ein russisches Flugzeug vom Typ Tupolev 214 und ein russisches Raketen-Flugabwehrsystem Buk-M2: Die weltweiten Militärausgaben haben 2023 laut dem Friedensforschungsinstitut Sipri erneut einen Höchststand erreicht.

© Maxim Shipenkov/dpa Ein russisches Flugzeug vom Typ Tupolev 214 und ein russisches Raketen-Flugabwehrsystem Buk-M2: Die weltweiten Militärausgaben haben 2023 laut dem Friedensforschungsinstitut Sipri erneut einen Höchststand erreicht.

2.400.000.000.000 Dollar. 2,4 Billionen, eine ungeheure Summe. Sie floss im vergangenen Jahr in Raketen, Panzer, Munition... Und die Ausgaben für Waffen scheinen schier unaufhörlich zu steigen. Von 2022 auf 2023 kletterten sie um 6,8 Prozent nach oben.

Ein Skandal, ein unerhörter Vorgang? Im Prinzip schon. Die Welt und ihre Einzelstaaten hätten jede Menge anderer Projekte, die weitaus konstruktiver und sinnvoller wären als Investitionen in Kriege (und deren Abwehr). Klimawandel, Umbau der Industrien, Infrastruktur-Nachholbedarf - es gäbe wahrlich genug zu tun. Viel, zu viel davon bleibt liegen - weil so viel Geld in Rüstung fließt.

Historischer Schritt der USA

Am Wochenende brachten die USA weitere 95 Milliarden Dollar auf den Weg, zwei Drittel davon sollen der Ukraine helfen, sich gegen den russischen Angriff zu verteidigen. Ein historischer Schritt, so werten viele diese Entscheidung, bei der auch die Realpolitiker unter den US-Republikanern über ihren Schatten sprangen und auf Engagement setzten statt auf Rückzug und Isolationismus.

Kritiker sprechen dagegen vom letzten Versuch Amerikas, seine Rolle als Weltpolizist zu wahren. Und da ist ja was dran: Die USA verloren und verlieren Einfluss - weil andere teils mit Wirtschafts-Imperialismus (China), teils mit der Rückkehr zu imperialer Großmachtpolitik (Russland, Iran, teils auch Erdogans Türkei) ihre Einflusssphären ausweiten oder das versuchen.

Wenn der Mörder ruft: Wehr dich nicht, Opfer!

Und nicht wenige sagen: Was soll all das Geld für die Ukraine? Lieber verhandeln als schießen, fordern sie. Klingt ja gut. Aber: Es braucht dazu Partner, die verhandeln wollen. Wer Russlands Reaktionen auf den US-Beschluss für neue Hilfen verfolgt, erkennt lediglich menschenverachtenden Zynismus. Die US-Unterstützung werde "zu noch mehr toten Ukrainern führen", so Kreml-Sprecher Peskow. Da ruft also der Mörder: Bitte wehr dich nicht, Opfer!

Putins Außenminister Lawrow kündigt nebenbei an, Russland plane die Eroberung von Nürnbergs Partnerstadt Charkiw bis zum Sommer. Wer die ganze Massivität der Moskauer Aggression noch immer nicht wahrnehmen will, der muss schon die Augen verschließen - oder nur noch Putins auch in Deutschland viel zu wirkmächtiger Propaganda glauben: Das Regime setzt zusehends neben Desinformation auch auf Gewalt - siehe die Verhaftung zweier Spione in Bayreuth, die wohl Anschläge planten.

Da nutzen in Moskau, Peking und Teheran Diktatoren, die keine Rücksicht auf ihre Bürger nehmen müssen, jede Schwäche des Westens gnadenlos aus. Und schäumen, wenn da, wie jetzt, statt Streit Signale der Entschlossenheit kommen. So bitter es ist: Angesichts der immer sichtbareren Bedrohung unserer freiheitlichen Lebensart bleibt nichts übrig als diese zu verteidigen. Mit Aufrüstung, die unübersehbar macht: Die Demokratie ist wehrhaft und tritt ihren Feinden entschlossen entgegen. Das kostet einen hohen Preis - den der Rüstungsinvestitionen. Es ist ein Teil des Preises der Freiheit.

Keine Kommentare